Warum ich keine Social Media Buttons mehr auf meiner Webseite habe


Ich habe alle Social Media Buttons von meiner Webseite entfernt. Dabei bin ich keiner dieser Social Media aversen Fotografen. Ich sage nicht: „Nur banale Bilder funktionieren auf Social Media“ oder „Ich verstehe dieses Instagram nicht wirklich“.

Ich mag Social Media. Ich bin auf Instagram, Tumblr, Twitter und Facebook aktiv mit insgesamt über 100.000 Followern. Klar: 100.000 ist auch nicht die Welt. Ich mag den unkomplizierten Austausch, das Kennenlernen neuer Menschen und neuer Inhalte. Natürlich freue ich mich, wenn meine Bilder mehr Menschen erreichen. Und ja: Gelegentlich finde ich neue Kunden über Social Media, auch das gefällt mir natürlich.

Social Media ist großartig – aber eben nicht auf meiner Fotografie Webseite. Lass mich erklären, warum ich das so sehe.

Social Media Buttons sind hässlich

Du hast hart daran gearbeitet, dass deine Webseite gut aussieht. Farben, Typographie, Icons: alles aufeinander abgestimmt, alles passt zusammen. Dann kommen die Social Media Buttons. Und hier passt nichts zusammen: Die Farben, die Typographie, die gesamte Designsprache, alles unterschiedlich und zusammen genommen ein wildes Durcheinander. Eine Reihe von Social Media Buttons sieht chaotisch aus. Ja natürlich kannst du allen Buttons eine einheitliche Farbe und Grösse zuweisen, um den Schaden zu begrenzen. Und genau das ist es, was du aus ästhetischer Sicht im besten Fall erreichen kannst: Den Schaden begrenzen. Eine Reihe von Social Media Buttons sieht einfach nicht gut aus.

Social Media Buttons sind verwirrend

Social Media Buttons sind verwirrend, weil es zwei sehr unterschiedliche Klassen von ihnen gibt:

  • der Button, der auf deinen öffentlichen Social Media Feed verlinkt,
  • der „Teilen“ Button, der dem Webseiten-Besucher erlaubt, Inhalte deiner Webseite auf seinen eigenen Social Media Konten zu teilen.

Die Herausforderung ist nun, deinem Webseitenbesucher zu erklären, welcher Social Media Button was macht, denn niemand klickt auf einen Button, ohne eine Idee zu haben, was dann passiert. Letztlich bedeutet das mehr Text: „Folge mir auf…“ oder „Teile das auf…“, und mehr Text bedeutet mehr visuelles Chaos. Natürlich kannst du darauf hoffen, dass der Besucher deiner Webseite schon irgendwie versteht, welcher Button wofür ist, im Zweifelsfall wird er jedoch einfach auf gar keinen Button klicken.

Social Media Buttons lassen dich bedürftig aussehen

Teile dies…folge mir dort…das klingt so nach Betteln. Du wirkst bedürftig, und am Ende funktioniert das auch nicht. Teilen und Folgen sind nicht kostenlos. Die Menschen erwarten im Gegenzug spannende Inhalte. Und wenn du auf deiner Webseite und auf deinen Social Media Kanälen spannende Inhalte anbietest, dann kommt auch das Folgen und das Teilen dieser Inhalte. Betteln bringt dich da nicht weiter.

Social Media Buttons funktionieren nicht

Das Teilen auf sozialen Medien funktioniert hervorragend für Webseiten mit hoher Autorität und entsprechend hohen Besucherzahlen. Bei einem Nischenblog neigen Besucher weit weniger dazu, die Inhalte auf ihren Social Media Kanälen zu teilen.

Ein Beispiel: Mein Artikel „Street Photography: Shoot! Better a fast shot than none“ wurde von meiner Webseite kommend 96x auf Facebook geliked, kommentiert oder geteilt. Das viel gelesene Foto-Blog Petapixel.com hat diesen Artikel erneut publiziert. Und bei Petapixel.com erhielt der gleiche Artikel 1.316 soziale Reaktionen auf Facebook. Das sind 13x mal mehr soziale Interaktionen, nur weil der Artikel auf einer bekannten und gut besuchten Webseite publiziert wurde.

Und tatsächlich wird in den sozialen Medien vor allem das geteilt, was bereits auf den sozialen Medien geteilt wird. Das heisst, wer seine Inhalte auf Social Media sehen will, muss sie selber dort teilen und verbreiten. Also statt die eigene Webseite mit Social Media Buttons zuzumüllen, ist es klüger, die eigenen Inhalte auf Social Media verbreiten.

Die Bedeutung von sozialem Teilen wird grandios überbewertet. Die meisten Social Media Nutzer haben nur eine geringe Reichweite, ein Teilen ist dann wie das Fahren in eine Sackgasse. Es geht nicht weiter. Keine zusätzliches Teilen, keine zusätzliche Sichtbarkeit, keine neuen Follower und auch keine zusätzlichen Besucher auf deiner Webseite.

Social Media Buttons vertreiben die Besucher

Das ist für mich der wichtigste Grund. Die Webseite ist der Ort, an dem ich alle Informationen über mich, meine Fotografie und die Dienstleistungen, die ich anbiete genau so präsentiere, wie ich das das für richtig halte. Der Besucher meiner Webseite soll sich

  • mein Portfolio ansehen,
  • mehr über mich erfahren,
  • mein Blog lesen,
  • einen Workshop oder ein Shooting buchen oder
  • ein Bild kaufen.

Ganz sicher möchte ich nicht, dass ein Besucher meiner Webseite in der Welt von Social Media abtaucht, wo meine Inhalte formal und inhaltlich limitiert sind, in Konkurrenz zu den vielen, vielen anderen Feeds stehen und wo dauernde Benachrichtigungen den Nutzer zusätzlich ablenken. Und genau das passiert, wenn der Besucher meiner Seite auf einen dieser Social Media Buttons klickt. Er betritt die Social Media Welt und wird binnen Sekunden meine Inhalte verlassen und vergessen haben.

Ich möchte, dass Menschen aus der Social Media Welt auf meine Webseite kommen und nicht umgekehrt.

Social Media bringt deine Webseite nicht weiter

Die Webseite und Social Media sind zwei unterschiedliche Welten. Und die beiden lassen sich schlecht verbinden. Es sind unterschiedliche Formate und Sprachen.

Tatsächlich profitiert deine Webseite sehr wenig von Social Media. Für einen kurzen Zeitraum mehr Besucher aus der sozialen Sphäre, das ist alles was du erwarten kannst. Es gibt keine nachhaltigen Effekte, nicht dauerhaft mehr Besucher und auch kein besseres Ranking bei Google. Google hat mehrfach erklärt, dass soziale Signale keinen Ranking Faktor darstellen.

Tatsächlich haben Share Buttons weitere gravierende Nachteile:

  • Manche Varianten dieser Buttons lassen sich mit den aktuellen Datenschutzanforderungen nicht vereinbaren.
  • Share Buttons können die Ladezeit deiner Webseite negativ beeinflussen. Das kostet dich dann Besucher.

Fazit

Wer deine Webseite besucht, hat den Ort gefunden, an dem du dich am Besten darstellen kannst:

  • ohne Begrenzungen in Form oder Inhalt
  • ohne Wettbewerb mit anderen Anbietern
  • ohne Ablenkungen durch Benachrichtigungen

Es gibt wirklich keinen Grund, die uneingeschränkte Aufmerksamkeit des Besuchers auf deiner Seite zu opfern und schon gar nicht für den fragwürdigen Gewinn eines zusätzlichen Followers, Likes oder Shares.

Fotograf Berlin Martin U Waltz

Martin U Waltz ist Fotograf, Fotografie Lehrer und Autor. Street Photography ist seine Leidenschaft. 

Er ist Autor und Co-Autor mehrerer Bücher zum Thema Streetfotografie. Martin hat zahlreiche Fotografie-Preise gewonnen und seine Arbeiten werden international ausgestellt.

Martin unterrichtet leidenschaftlich gerne Fotografie. In Berlin bietet er Street Photography Workshops und individuelle Foto Coachings  an.

 

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2 thoughts on “Warum ich keine Social Media Buttons mehr auf meiner Webseite habe”

  1. Ja, Ulrich, wo Du recht hast, hast Du einfach recht! Ich finde auch heutzutage eine Beschränkung auf das Wesentliche wichtiger als je zuvor. Also richtig, was Du schreibst.

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